Autor und Weltenbummler Helge Timmerberg hat sich wieder einmal auf die Reise gemacht. Dieses Mal begibt er sich auf die Spuren des Jules-Verne-Romans „In 80 Tagen um die Welt“.

Ganz wie sein Roman-Vorbild Phileas Fogg ist er in achtzig Tagen um den Globus gereist und der Route des Literaturklassikers gefolgt – mit wenigen Einschränkungen. Denn Elefantenritte will Timmerberg auf seiner Tour ebenso vermeiden wie Schiffspassagen. Seiner Meinung nach ist „die Romantik der christlichen Seefahrt in den Häfen zu finden, nicht dazwischen.“

Timmerberg beginnt seine Reise in Berlin. Schon während der ICE-Fahrt nach München überkommen den Weltenbummler Zweifel, ob er diese Reise tatsächlich antreten sollte. Mit diesem Gedanken im Gepäck hangelt er sich zunächst von einem deutschen Bahnhof zum nächsten. Von München wagt er dann doch die Fahrt nach Venedig. Weiter geht es nach Triest, Rimini, Piräus, Kreta und Athen.

Touchdown in Ägypten

Erste außereuropäische Station ist Kairo. Doch schon in Griechenland ertönt wiederholt Timmerbergs innere Stimme „Geh nicht nach Ägypten!“ Sollte der Autor diese Station des Phileas Fogg auslassen und direkt nach Mumbai fliegen? Nein, Timmerberg findet einen Dreh und landet wenigstens für einige Stunden in Kairo – letztlich nur ein „Touchdown in Ägypten“. Bombay sieht der Autor gleich zweimal – nur unterbrochen von einem Ausflug nach Goa. Über Bangkok, wo ihm Schopenhauer und Hegel nahe gebracht werden, geht es nach Pattaya, Hongkong, Shanghai, Tokio und von dort über Mexico City, Kuba und Dublin zurück nach Berlin.

Timmerberg erlebt viel, doch im Grunde sind diese Erlebnisse zweitrangig. Es geht vielmehr um die philosophischen Gedanken und Ideen des Autors – die Orte sind dabei lediglich Kulisse seiner Gedankenwelt. Das mögen einige Leser egozentrisch finden, andere hingegen inspirierend. Und genau das macht die Faszination dieses Buches aus, denn Weltenbummler Timmerberg besitzt Humor und eine scharfe Beobachtungsgabe.

Immer wieder verquickt Timmerberg seine Geschichten mit Beobachtungen, die dem Leser bekannt vorkommen. „Nichts gegen einen gepflegten Earl Grey oder eine aromatische Ostfriesenmischung, aber ein Chai, mit Milch gekocht und mit Kardamon, Zimt, Gewürznelken, Ingwer, Vanille und Zucker angereichert, ist nun mal das mit den Mitteln der Erde hergestellt Alternativgetränk zum Nektar des Himmels.“ Ja, zuweilen spricht Timmerberg uns einfach aus der Seele und vermag Gedanken in Worte zu fassen, die uns bis dato nur als vage Ahnung im Kopf rumschwirrten.


Fazit:

Weltreisender Timmerberg hat sich den Jules-Vernes-Klassiker vorgenommen. Herausgekommen ist jedoch kein gewöhnliches Reisebuch. Lehrreich bleibt es aber allemal. Vor allem Timmerbergs feiner und lebenskluger Humor macht die Faszination des Romans aus. Als unterhaltsame Reiselektüre ist „In 80 Tagen um die Welt“ absolut zu empfehlen.


Helge Timmerberg
In 80 Tagen um die Welt
Rowohlt
19,90 Euro

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