Gleich hinter Florenz beginnt sie, die Postkartenlandschaft, die Muse der Künstler der Renaissance. Geschwungene Straßen schlängeln über sanfte Hügelketten, Alleen mit spitzen Zypressen führen zu terrakottafarbenen Herrenhäusern.
Weinberge wechseln sich mit Olivenhainen ab, mittelalterliche Städte und Dörfer thronen auf den Hügeln. Architektur- und Kunstfreunde sind begeistert, Gourmets genießen besten Rotwein und Pecorino, Radfahrer strampeln durch die vielseitige Landschaft der Toskana. Eine Genießertour durch das Land der Zypressen führt vom Chianti nach Crete hinüber ins Maremma an der Mittelmeerküste.
Familiäres Chianti
Der kleine Fiat Cinquecento wirbelt eine riesige Staubwolke auf und schnauft den Schotterweg zur Villa Le Barone hinauf. Die befestigten Straßen von Pinzano in Chianti hat er längst hinter sich gelassen und rollt durch die Weinberge zum antiken Herrenhaus der Bildhauerfamilie Della Robbia. Fröhlich winkt der Hausherr Count Corso de Larderel am Torbogen. Seine Cousine Herzogin Franca Visconti hat die ehemalige Fattoria, den italienischen Bauernhof, in ein kleines Hotel mit 30 Zimmern gewandelt. „Im Chianti geht es sehr gemütlich und familiär zu“, strahlt der Graf sichtlich entspannt und öffnet die knarzende Zimmertür zum antiken Schlafgemach. Nach hektischen Jahren in Paris kehrte er zur Rente in seine Heimat zurück und genießt seither die Ruhe im Rotweingebiet Chianti im Norden der Toskana.
An diesem sonnigen Nachmittag pflückt die Köchin im weitläufigen Park Feigen und Oliven für die Primi Piatti. „Zum ersten Hauptgang gehört hier ein Glas Chianti Classico“, empfiehlt der Hausherr den edlen Tropfen aus der Flasche mit dem schwarzen Hahn. Er kennt Land und Leute, gibt Ausflugstipps und chauffiert seine Stammgäste höchstpersönlich herum. Besonders sehenswert: Auf dem mittelalterlichen Burgturm im Weinort Castellina in Chianti etwa 15 Kilometer nördlich von Siena liegt dem Stufenbezwinger das waldreiche Weinbaugebiet des Chianti zu Füßen.
Crete – die Postkartentoskana
Südlich von Siena ändert sich die Landschaft. Der Wald weicht kargen Hügeln mit Schafherden und langen Zypressenketten, kleine Dörfer scheinen wie vom Landschaftsmaler auf die Hügelspitzen getupft. Der kleine Cinquecento quält sich die Schotterpiste Richtung Bagno Vignoni hinauf. Kein typisch italienischer Piazza bildet den Mittelpunkt des winzigen Kurorts, sondern ein Wasserbecken olympischen Ausmaßes, das seit der Renaissance mit 51 Grad Celsius warmem Heilwasser gespeist wird. Das Baden ist heute aus hygienischen Gründen verboten, doch das stark mineralhaltige Quellwasser sprudelt auch in das Thermalbecken der benachbarten Adler Thermae, einer der ersten Wellnessadressen Italiens.
„Die Region des Orcia Tals gehört zum Weltkulturerbe, weil sie seit Jahrhunderten unverändert ist und wie gemalt scheint“, weiß Claudia Zancolli, PR-Chefin der Adler Thermae. Die Landschaft hat schon in der Renaissance zahlreiche Künstler inspiriert, auch heute finden sich die Motive auf Kalendern und Postkarten. Die junge Frau öffnet die Terrassentür des Zimmers und zeitgleich einen einmaligen Ausblick in die Bilderbuchlandschaft.
Ein perfekter Ausgangspunkt zu den Highlights der Region: Pienza wurde von Papst Pius II als Musterstadt der Renaissance errichtet, heute reihen sich italienische Cafés und kleine Lädchen mit zahlreichen Pecorino-Schafskäsesorten aneinander. Olivenöl, Gewürzmischungen für die toskanische Brotsuppe Ribollita oder Wildscheinwurst – Gourmets kommen hier auf ihre Kosten. Rotweinkenner zieht es nach Montalcino und Montepulciano auf ein Glas Brunello und Nobile.
Toskana ist auch Meer
Von der ehemaligen Sumpflandschaft ist in der Maremma heute wenig zu spüren. Das Etruskerland an der Küste lockt mit antiken Nekropolen, Badestränden und Fischerorten. Weinbau und Viehzucht bestimmen das Landschaftsbild, grüne Schirmpinien gesellen sich zu den Zypressen. Der kleine Cinquecento rollt die knapp einen Kilometer lange, schnurgerade Schotterallee zum Weingut Tenuta La Badiola hinunter. Eine Herde großhörniger, weiß-grauer Rinder blickt hinter den typischen Schirmpinien neugierig auf. Rechts der historischen Zufahrt gedeihen Cabernet, Syrah und Merlot, links der Allee wächst die weiße Vermentinotraube, dahinter bedecken Olivenhaine die Berge.
Elena Antinucci holt den Acquagiusta in weiß, rosé und rot aus dem Keller des Weinguts. „Es ist ungewöhnlich, dass ein Wein als Wasser bezeichnet wird“, findet die junge Italienerin und schenkt den hofeigenen Vermentino ein. „Der Name bedeutet ‚Richtiges Wasser‘ und grenzt sich vom ungenießbaren Sumpfwasser auf der anderen Seite des Weingutes ab“, erläutert sie. Wer auf dem Weingut wohnen möchte, zieht in die Villa L’Andana ein. Vom ehemaligen Jagdschloss Leopold II erstreckt sich ein herrlicher Ausblick über die Toskana mit ihren sanften Hügeln und Zypressen hinunter zum Mittelmeer. Eben eine Postkartenlandschaft, wie gemalt.
Unser Tipp für die Toskana-Reise: Der neue Wein-Reiseführer aus dem Emons-Verlag
Es ist ein Buch für Genießer, Weintrinker und Italienfans! Wer jetzt in die Toskana oder eine andere Weinregion reist oder einfach nur italienischen Wein beim Händler seines Vertrauens kauft, findet in „111 Weine aus Italien, die man getrunken haben muss“ ganz neue Anregungen! Denn die Autoren kennen sich aus: Fede (Federico Quaranta) & Tinto (Nicola Prudente) sind seit zwölf Jahren die Stimmen und Gesichter der Kultsendung »Decanter« des italienischen Senders Rai Radio2.
Inzwischen gestalten sie mehrere Fernsehsendungen auf Rai Uno und Rai Due, alle zu den Themen Essen und Trinken. Eher durch Zufall in der Welt der Speisen und Weine gelandet, gelang es ihnen, diesen kryptischen Kosmos zu entziffern und populär zu machen. Mittlerweile haben sie diverse Medienpreise gewonnen!
Wer mit dem neuen Wein-Reiseführer unterwegs ist, entdeckt Italien auf eine etwas andere Art und lernt Menschen kennen, die die Kunst des Weinbaus beherrschen. Zum Beispiel die Familie Antinori, die sich seit 600 Jahren und 26 Generationen der Kunst der Önologie widmet und heute in der Toskana zum Beispiel den Sonnenwein „Solaia“ aus Cabernet Sauvignon, Sangiovese und Cabernet Franc produziert. Oder den beeindruckenden Gian Annibale, der überall auf der Welt gearbeitet hat, um dann in der Toskana internatioale Rebsorten anzubauen. Nicht fehlen darf im Kapitel „Toskana“ natürlich auch der Chainti Classico. Das Autorenteam empfiehlt einen Abstecher in die alten Kellereien von Volpaia, um das Herz der Toskana in einem Schluck zu genießen!
Neben der Toskana wartet das Buch aus dem emons-Verlag natürlich auch mit Tipps aus anderen Weinregionen wie Südtirol, Trentino, Ligurien, Piemont, Sizilien oder Apulien auf.
Unterkunft:
Im Chianti: Villa le Barone – Buchung über: Schlosshotels & Herrenhäuser
Jedes der 30 Zimmer der familiären Villa Le Barone hat seinen eigenen Charakter mit Holzbalken, alten Siebdrucken und antiken Möbeln. Besonders ausgefallen ist das Turmzimmer mit Ausblick auf die Weinberge und das historische Zimmer der Marquise Maria Bianca della Robbia mit originalen Möbeln.
www.schlosshotels.co.at und www.villalebarone.com
In Crete: Adler Thermae Spa & Relax Resort
Fünf-Sterne Resort mit eigener Thermalquelle, Spa-Einrichtungen und Ausblick über die typische Hügellandschaft des Weltkulturerbes Val d’Orcia. Für Fitness und Entspannung gibt es ein halbolympisches Sportbecken, einen großen Pool mit heilendem Thermalwasser, Dampfbäder und Saunen.
In der Maremma: L’Andana
Fünf-Sterne Resort mit eigener Thermalquelle, Spa-Einrichtungen und Ausblick über die typische Hügellandschaft des Weltkulturerbes Val d’Orcia. Für Fitness und Entspannung gibt es ein halbolympisches Sportbecken, einen großen Pool mit heilendem Thermalwasser, Dampfbäder und Saunen.