Direkt vor der großen Frontscheibe scheint der weiße Hang im Nichts zu verschwinden. Ein dichter Vorhang aus Schneeflocken tanzt vor den Fensterscheiben, der lange Scheibenwischer arbeitet unermüdlich.
Die Ketten klammern sich an den frischen Schnee und ziehen die tonnenschwere Raupe scheinbar mühelos den Berg hinauf. Kräftige 530 Pferdestärken zaubert der Diesel hervor, und die sind auch nötig, um die steile Weltcupabfahrt der Reiteralm zu bezwingen. Jeden Abend nach Liftschluss fressen sich zehn Pistenraupen die Hänge hinauf und hinunter, um alle Abfahrten für den nächsten Tag zu präparieren. Siggi Schrempf tritt ein letztes Mal auf den Knopf für den Scheibenwischer im Fußraum und parkt seinen Truck vor der Schnepf’n Alm. Es ist Zeit für einen Kaffee, bevor es mit der Seilwinde auf die Finale Grande, die rasanteste Abfahrt des Berges geht.
Im rustikalen Gastraum der Almhütte setzt er sich an die Bar, bestellt einen Verlängerten und streckt die Beine aus. Jeden Tag planiert er die gleichen Pisten, fährt die gleiche Route. „Und wenn alles fertig ist, dann hab ich Feierabend, aber das kann schon mal Mitternacht werden.“ Der Hobbymusiker wirkt zufrieden mit seinem Job. Er plaudert mit dem Wirt und schaut neugierig in die Runde. In der gemütlichen Schnepf’n Alm werden Spezialitäten aus der Steiermark serviert, Kaspressknödelsuppe und Käferbohnensalate kommen aus der Küche. Die Gäste stammen vorwiegend aus den Chalets nebenan.
Rund um die historische Alm hat die Inhaberfamilie Keinprecht 22 Luxus-Hütten mit Zirbenholz-Zimmern, Kachelofen und jeweils eigenem Wellnessbereich direkt an die Piste gebaut. „Die Gäste schnallen morgens die Ski direkt vor der Hütte an“, Tochter Viktoria Keinprecht bringt die Vorteile der Almwelt Austria auf den Punkt. „Und abends fährt man bis vor die Haustür und genießt die Entspannung in der hütteneigenen Sauna oder im Whirlpool mit Blick auf den Dachstein“. Wenn der sich nicht gerade hinter ein paar Wolkenfetzen versteckt.
Nah an den Stars
Im September fällt der erste Schnee, im Oktober hat die berühmte Weltcupabfahrt schon für die Profis geöffnet. „Die Top-Stars trainieren heuer parallel zum Publikumslauf, so nah kommt man den Stars nur bei uns“, Brigitte Trinker ist stolz auf ihre Reiteralm. Seit 1971 kümmern sich 95 örtliche Gesellschafter um das Skigebiet, 1989 erfolgte der Zusammenschluss zur 4-Berge-Skischaukel mit dem Nachbarort Schladming, seit 2000 gehört das Gebiet zu Österreichs größtem Skiverbund Ski amadé. „Gerade wird die Reiteralm noch mehr auf Familien ausgerichtet“, verrät die Marketingleiterin.
Direkt hinter der Almwelt Austria ist eine neue Kinderwelt mit Zauberteppich und Tierfiguren entstanden, der ortsansässige Skilehrer Markus Kargl bietet dort einen Skikindergarten ab 2 Jahren an. Wer noch zu klein für die Skikurse des 30-Jährigen ist, versucht sich im betreuten Schneerutschen und Schlittenfahren oder lässt sich auf dem Zauberteppich – dem schwarzen Liftband – bergauf ziehen. Seit fünf Jahren ist der Bauingenieur im Winter als Skilehrer unterwegs und leitet seit 2010 die Skischule Kargl in dritter Generation, seine Schwester betreibt den Skiverleih an der Bergstation. Auf der Reiteralm gehören eben alle zu einer großen Familie.
Erlebniszeit
„Die meisten Gäste verbringen nur noch vier Stunden am Tag auf den Brettern, weil es weder Wartezeiten noch lange Liftfahrten zur Erholung gibt.“ Christoph Eisinger von Ski amadé hat die Statistiken ausgewertet. Der Skiverbund verkauft somit nicht nur Liftkarten, sondern Erlebniszeit: An 300 Stationen gibt es freies W-LAN auf der Piste, die neue App ermöglicht eine Navigation am Berg. „Unsere Genusshütten haben eine Auswahl an Top-Weinen auch glasweise im Ausschank“, stellt Christoph Eisinger die neue Ski- und Weingenuss-Initiative vor.
20 Hütten sind schon zertifiziert, auch auf der Schnepf’n-Alm prosten sich an diesem kalten Winterabend die Hüttenbewohner mit grünem Veltliner zu. Für Siggi Schrempf ist es noch zu früh für den Rebsaft, er muss wieder hinaus in den Schnee. Er schlüpft in seine türkisfarbene Jacke und tritt ins Freie. Die Standheizung hat seine Pistenraupe warm gehalten, das Thermometer zeigt innen 24 Grad, außen frostige minus zehn. Mutig lenkt Siggi Schrempf sein Gefährt über den Kamm an der Alm und planiert die Abfahrt hinab zur Finale Grande. Mit dem Fuß betätigt er den Scheibenwischer und bahnt sich seinen Weg durch das dichte Schneegestöber auf der steilsten Piste der Reiteralm.
Weitere Informationen Schladming-Dachstein Tourismusmarketing Ramsauerstraße 756 A-8970 Schladming Tel.: +43 3687 233 10 www.schladmingdachstein.at
Anreise
Flug z.B. mit Germanwings ab 29,99 Euro inkl. Skigepäck von Köln/Bonn oneway nach Salzburg und dann mit dem Mietwagen oder Transferbus über die Tauernautobahn A10 über Radstadt nach Pichl bei Schladming.
Romantische Almhütten
Almwelt Austria
22 komfortable Hütten für 2-12 Personen mit voll eingerichteter Küche, Kaminofen, Sauna und Whirlpool liegen um die historische Schnepf’n Alm auf 1.200 Metern Höhe mit Blick auf das Dachsteinmassiv. Preunegg 45 8973 Pichl an der Enns Tel.: +43 6454 72 577 www.almwelt-austria.at info@almwelt-austria.at
Hütte ab 222 €/Nacht. Frühstück als Buffet 10€/Person, Halbpension 30€.
Skipass von Ski amadé
Der Skiverbund Ski amadé bietet Mehrtagespässe für die gesamte Region mit 860 Pistenkilometern in fünf Regionen Österreichs. Tageskarte für die Region Dachstein-Schladming inkl. Reiteralm ab 44,50 € für Erwachsene, 22,50 € für Kinder. Sechs-Tages-Karten ab 210,50 € (Kinder 103,50 €)
Skischule
Mit Tradition und österreichischen Skilehrern hilft die Skischule Kargl Kindern und Erwachsenen auf die Bretter, ab sofort mit Videocoaching. Neu: Skikindergarten an der Almwelt Austria und Tourenangebote für Freerider mit Chef Markus Kargl. Gruppenskikurs für Kinder oder Erwachsene ab 55 €/Tag, 178€/Woche. Einzelstunde ab 57 Euro.
Ski&Snowbordschule Kargl
Skiverleih:
An der Bergstation des Silver-Jet direkt auf der Reiteralm bietet Auersport Carving Ski ab 18 €/Tag, Kinderski ab 8€/Tag. Dazu kommen Schuhe (ab 7€), Stöcke (2€) und Helm (4€).
Auersport Reiteralm