Binz ist berühmt für seine eindrucksvolle Bäderarchitektur. Entlang der Strandpromenade und umliegenden Straßen reihen sich Häuser und Villen aneinander, deren schnieken Fassaden, verspielten Erker, hübschen Türmchen und verzierten Balkone um die Gunst der Betrachter wetteifern. In kaum einem anderen Ort an der Ostseeküste finden sich derart viele Beispiele dieses besonderen Baustils – auch wenn dieser streng genommen nicht als eigene Stilrichtung gilt.

Umrahmt von den Buchenwäldern der Granitz, feinsandigen Stränden und der seichten Ostsee bot der kleine Fischerort Binz im 19. Jahrhundert beste Bedingungen für Anhänger der immer beliebteren Kur- und Badekultur. 1880 entsteht das erste Hotel direkt am Meer und schon vier Jahre später wird Binz offizielles Seebad. Straßen und Wege, Logierhäuser und Hotels, das erste Kurhaus und auch die erste Seebrücke kommen in den folgenden Jahren hinzu. Die Einheimischen betrachteten die „Baders“, „Strandlöpers“ und „Luftsnappers“ zunächst jedoch eher skeptisch.

Blick hinter die Fassaden

Bis heute wird das Ortsbild von dem 1908 errichteten Kurhaus und der fast fünf Kilometer langen Strandpromenade mit den nach 1990 peu à peu restaurierten Villen im Bäderstil geprägt. Und so mancher Urlauber, der durch Binz flaniert, mag sich die Frage stellen, welche Geschichten diese alten Mauern zu erzählen haben?

Wer einmal einen Blick hinter die Fassade werfen möchte, der sollte im September zum „Monat der Bäderarchitektur“ nach Binz kommen. Mit Infoveranstaltungen, Aufführungen und Führungen geht es auf eine Reise durch die Geschichte der Bäder-Ära. Kleine Szenen von Schauspielern in historischen Kostümen lassen die Entwicklung zum mondänen Seebad wieder lebendig werden.

Im September 2014 geht der Monat der Bäderarchitektur in seine nächste Runde. Am 27./28.September lädt das Wochenende „Hereinspaziert in die Villen“ Besucher zu einem Blick hinter die Jugenstilfassaden und Hausgeschichten ein.

Ein Spaziergang durch Binz in Bildern

Binz heute wie einst

Auf der Color Fantasy / © M.Kiel

So muss Binz anno 1900 ausgesehen haben. Wer mit Stadtführerin Marita Boy durch Binz promeniert, bekommt eine Ahnung davon, wie es im mondänen Binz der Kaiserzeit und goldenen 1920er Jahre ausgesehen haben mag. Mit Tracht und beträchtlichem Wissen entführt sie in die Geschichte und lässt Gäste für ein paar Momente in die Zeit der „Strandlöpers und Luftsnappers“ eintauchen.
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Die Strandhalle

Strandhalle © M.Kiel

An der ältesten und beschaulichsten Straßen von Binz, der Putbuser Straße, steht seit mehr als 100 Jahren die „Strandhalle“, eine der ersten Gaststätten direkt am Binzer Strand. Über die Jahre wurde sie als Restaurant, Speisesaal oder auch als Kino genutzt. Inzwischen ist sie wieder eine Gaststätte, die neben guter Küche und Menüs mit Meerblick auch einen Hauch Nostalgie verspricht.
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Klein, aber mein

Auf der Color Fantasy / © M.Kiel

Ebenso wie die großen Villen entzücken die vielen kleinen, feinen Häuser in Binz. An der Putbuser Straße, versteckt hinter hohen Hecken, verbirgt sich so manches kleine steinerne Schätzchen. Die vielsagende Aufschrift lautet ‚Man lütt aver’s min‘. Aber wem kommt es schon auf die Größe an, bei der herrlichen Lage mit Aussicht auf Strand und Meer?
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Hotel mit Tradition – Haus Colmsee

Haus Colmsee © M.Kiel

Dort, wo die Strandpromenade auf die Putbuser Straße trifft, sticht ein weißes Haus mit markantem Ecktürmchen ins Auge: Das Haus Colmsee. Die seit 1920 familiengeführte Pension hat im Laufe der Jahre viele Gäste begrüßen dürfen. Kurgäste und Künstler schätzten die Lage ebenso wie das Restaurant „Mampes gute Stube“, in der der einst berühmte „Mampe“-Likör ausgeschenkt wurde. Wie so viele Häuser blickt auch das Haus Colmsee auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Im Rahmen der „Aktion Rose“ 1953 wurde das gesamte Vermögen der Pension beschlagnahmt und das Haus Colmsee geschlossen. Als eines der wenigen Häuser in Binz befindet es sich nach der Rückübertragung an die Familie Colmsee im Jahr 1989 wieder bis heute in Familienbesitz.
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Jugendstylisch – das Designhotel niXe

Jugendstylisch - Designhotel niXe © M.Kiel

Eine schöne weiß-graue Jugenstilfassade mit Erkern, daneben ein moderner Vorbau aus Glas und Stahl sowie rot gepolsterte Sitzgelegenheiten im Außenbereich – das niXe ist schon auf den ersten Blick auffällig anders. Die Jugendstilvilla aus dem Jahre 1903 wurde aufwändig restauriert. Heute interpretiert sie die Bäderstilarchitektur auf ihre eigene, moderne Art und verbindet vermeintliche Kontraste zu einem harmonischen Ganzen. Unmittelbarer Strandzugang vorne, der Binzer Kurpark auf der rückwärtigen Seite des Hauses, dazu stilsichere Eleganz in den 16 luxuriösen Suiten und Junior-Suiten und ein Spa- und Wellness-Bereich, der viel Raum zum Entspannen bietet, gehören ebenso zum Konzept der niXe, wie das Trendrestaurant mit wahrlich ausgezeichneter Spitzenküche.
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Villa Haiderose – das Bad anno 1900

Villa Haiderose © M.Kiel

Wer in diesen alten Zinkbadewannen und Zubern wohl schon sein Bad genossen haben mag? Was der Villa Haiderose aus dem Jahre 1896 heute als hübsche Gartendeko dient, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Nonplusultra an Badekultur und Wellness. Damals wurde noch streng nach Geschlechtern getrennt gekurt und vor allem im Meer gebadet, in abgegrenzten Herren- und Damenbädern mit Umkleidekabinen aus Holz. Erst in den 1920er Jahren konnten die Binzer Gäste den Strand frei nutzen.
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Villa Baltik – bewegte Geschichte und Geschichten

Villa Baltik © M.Kiel

In das Jahr 1888 entführt im ‚Monat der Bäderarchitektur‘ eine historische Szene in der benachbarten Villa Baltik. Diese erzählt von der bewegten Historie des Hauses und der tragischen Geschichte des einstigen jüdischen Besitzers Adalbert Kaba-Klein, der 1920 auch das schmucke Kurhaus von der verschuldeten Gemeinde Binz erwarb. 1939 von den Nationalsozialisten gezwungen, all seinen Besitz zu verkaufen, wird er  nach seiner Rückkehr im Rahmen der „Aktion Rose“ 1953 wie viele andere Hotelbesitzer verhaftet.
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Cerês – am Meer

Hotel Ceres © M.Kiel

Mit neuem Konzept und gewagtem Design schafft das Hotel Cerês den Sprung ins 21. Jahrhundert. In prominentester Lage von Binz, dort wo Promenade und Fußgängerzone aufeinander treffen, das Kurhaus und die Seebrücke vis-á-vis, hat 2007 das Hotel Cerês eröffnet. Architekt und Hotelier Moritz Lau-Engehausen verfolgt mit seinem eigenwilligen Konzept vor allem die Verknüpfung von Bäderarchitekturelementen mit modernem, schlichtem Design. Schnickschnack findet sich weder in den rund 50 Zimmern und Suiten, noch in den öffentlichen Räumen. Die Farben Schwarz, Weiß und Grau dominieren das gesamte Interieur. Der Name des Restaurants Negro kommt also nicht von Ungefähr. Neben der Seeterrasse dürfte der von einer Glaskuppel bekrönte Innenhof als Highlight gelten.
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Binzer Wahrzeichen  das Kurhaus Binz

Travelcharme Kurhaus Binz © M.Kiel

Ob bei einem Spaziergang entlang der Strandpromenade oder beim Bummel auf der Seebrücke – ein Gebäude fasziniert Besucher aus jedem Blickwinkel: Das Kurhaus Binz. Das Hotel mit seiner gelben Fassade und den hübschen, rot bedachten Türmchen leuchtet den Strand- und Promenadenlöpern schon von Weitem entgegen. Neben der Seebrücke gilt das Traditionshaus zu recht als Wahrzeichen des Ortes. Über Hundert Jahre prägt die Grand Dame das schmucke Gesicht von Binz. Dabei hat das Kurhaus bewegte Zeiten überdauert. Nach den Plänen des bekannten Berliner Baumeisters Otto Spalding erbaut, wird es 1908 eröffnet. Die besondere Lage und Luxus in allen Bereichen des Hotels machen es schnell zur Lieblingsadresse bei Künstlern und betuchten Kurenden.
1923 erwirbt der Berliner Hotelier Adalbert Kaba-Klein das Haus von der verschuldeten Gemeinde. Die goldenen Zwanziger folgen und wer etwas auf sich hält, logiert im Kurhaus. In der Zeit des Nationalsozialismus muss der jüdische Hotelier das Hotel zum Spottpreis verkaufen. Er erhält es nach Kriegsende zurück, wird aber 1953 im Rahmen der ‚Aktion Rose‘ abermals enteignet. Nach der Wiedervereinigung übernimmt Travel Charme 1993 das Hotel, rekonstruiert es nach alten Plänen, erweitert es um den Kaiserhof und eröffnet es 2001 als Travelcharme Kurhaus Binz wieder.
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Weitere Informationen und Webadressen:


Gemeinde Ostseebad Binz

Kurverwaltung

Heinrich-Heine-Straße 7

18609 Ostseebad Binz

Tel.: 038393/148 148

Fax: 038393/148 299

info‎@‎ostseebad-binz.de

www.ostseebad-binz.de

 

Travel Charme Kurhaus Binz

Strandpromenade 27

18609 Ostseebad Binz

Tel.: 038393 / 665-0

kurhaus-binz@travelcharme.com

www.travelcharme.com/hotels/kurhaus-binz.html

 

niXe

Strandpromenade 10

18609 Ostseebad Binz

Tel.: 038393 / 666 200

www.nixe.de

 

Cerês am Meer

Strandpromenade 24

18609 Ostseebad

Tel.: 038393 / 66 670

www.ceres-hotel.de