Am Fuße der Rocky Mountains liegt Denver, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Colorados. Die Innenstadt und die aufstrebenden Nachbarviertel lassen sich am besten mit dem Motorroller oder per Fahrrad erkunden.
Denver nennt sich die „Mile High City“. Denn die Stadt, hinter der die ersten Ausläufer der Rocky Mountains malerisch emporragen, liegt eine Meile (rund 1600 Meter) über dem Meeresspiegel. Die Nähe zu den Bergen mit seinen vielen Skigebieten, Wanderwegen, Mountainbike-Trails und Rafting-Revieren macht die Stadt immer beliebter. Seit einigen Jahren ziehen so viele Menschen nach Denver, dass vor allem rund um den Hauptbahnhof und westlich des Platte-River immer mehr Apartments gebaut werden. Jeden Monat eröffnen neue Geschäfte, Restaurants und Kneipen. Allein in Denver gibt es rund 60 Craft-Bier-Brauereien, über 100 im gesamten Großraum.
Die Stadt, in der fast immer die Sonne scheint

Im History Museum © Andrea Bonder

Trotzdem (oder deswegen) ist es in Denver herrlich entspannt. Die 600.000-Einwohner-Stadt hat 300 Sonnentage im Jahr. Über 30 Millionen Besucher kommen jedes Jahr nach Denver. Aus Deutschland gibt es attraktive Nonstop-Verbindungen der Lufthansa ab Frankfurt und München, aus der Schweiz die neue Sommer-Verbindung von Edelweiss ab Zürich. Und wer hätte gedacht, dass der 1995 eröffnete Flughafen flächenmäßig der größte Airport der USA ist und mit 30 Millionen Passagieren der viertgrößte der USA!
In der Stadt sind Einheimische wie Touristen am liebsten zu Fuß unterwegs. In der Innenstadt zirkulieren zwei kostenfreie Buslinien: Eine entlang der Einkaufsmeile „16th Street Mall“, die andere fährt vom Bahnhof und vorbei am Baseballstadion „Coors Field“ über den Broadway zum Stadtpark am Capitol. Im Rahmen einer kostenlosen Führung sieht man die Parlamentssäle und steigt hinauf in die vergoldete Kuppel. In die 15. Stufe der Treppe am Westeingang ist der Hinweis „One Mile Above Sea Level“ eingraviert – ein beliebtes Fotomotiv!

Blick auf das Capitol © Andrea Bonder

Im Goldenen Dreieck von Kunst und Kultur
Direkt vor der Tür vom Capitol liegt fußläufig das „Goldene Dreieck“ mit exzellenten Museen. Im 2012 eröffneten „History Colorado Center“ sieht man, wie die Pioniere im 19. Jahrhundert lebten und wie die Region erst durch Silber, dann durch Goldfunde und später durch Erdöl wohlhabend wurde. Die Ausstellung „Denver von A bis Z“ zeigt überraschende Facetten, wie das Fritchle-Elektroauto von 1914. Auch einen Wüstensturm und einen Skisprung lässt sich erleben.
Im Denver Art Museum wird es schräg; das Gebäude hat nicht eine gerade Wand. Architekt Daniel Libeskind, der auch das New Yorker World Trade Center gebaut hat, hat sich von den Rockies inspirieren lassen. Das „DAM“ hat eine riesige Sammlung von Native American Art, aber auch europäische Meister und Skulpturen.

Studio von Vance Kirkland © Andrea Bonder

Nebenan folgen zwei ultramoderne Museen, die jeweils einem einzigen Künstler gewidmet sind. Im 2011 eröffneten, großzügigen Clyfford Still Museum sieht man die weltgrößte Ausstellung des abstrakt-expressionistischen Malers, denn er hat zeitlebens bewusst kaum ein Bild verkauft und der Stadt Denver seinen gesamten Nachlass vermacht. Das Kirkland Museum of Fine and Decorative Art war erst im Frühling 2018 an diesen Standort gezogen. Im ultramodernen Gebäude sieht man neben diversen Ausstellungen auch das Studio und das Wohnhaus des Malers Vance Kirkland; ein Video zeigt, wie das komplette Backsteingebäude hierher umgezogen wurde.
Zwei Straßen weiter befindet sich die US Mint, eine von vier Münzprägeanstalten in den USA. Hier werden Münzen – vom Penny bis zum Quarter – mit dem Aufdruck „D“ geprägt. Auf einer kostenlosen und unterhaltsamen Führung sieht man die Hallen mit den Prägemaschinen (von der deutschen Firma Schuler), eine Ausstellung zum Geldwesen und erfährt so manche Anekdote rund um Zahlungsmittel. Im Gift-Shop spuckt ein Automat für eine Dollarnote vier prägefrische Quarter aus.

Fahrrad-Station von BCycle © Andrea Bonder

Auf zwei Rädern die Stadt erkunden 
Weiter geht es mit dem Fahrrad. Die Innenstadt ist flach, hat wenig Verkehr und viele Fahrradspuren. Denvers Bike-Sharing-System „BCycle“ hat 88 Ausleihstationen mit über 700 Leihfahrrädern. 24 Stunden kosten 9 Dollar, und damit kann man stets 30 Minuten am Stück durch die Stadt radeln. Die Handy-App zeigt, wie viele Räder und freie Plätze jede Station hat. Ist die angepeilte Station voll, gibt’s am Automaten 15 Extra-Minuten. So macht spazieren fahren Spaß. Also, auf geht’s!
Zum Larimer Square, einem viktorianischen Straßenzug voller Restaurants, Straßencafés und Boutiquen. Dann kreuz und quer durch das historische Lower Downtown (kurz „LoDo“). In die Backsteingebäude aus der Jahrhundertwende sind Kneipen, Shops und Lokale eingezogen, zum Teil mit Dachterrassen. Im urigen Western-Store „Rockmount Ranch Wear“ Western-Hemden anprobieren und im „Tattered Cover Bookstore“ stöbern.

Union Station © Andrea Bonder

In die Union Station von 1914 schauen. Das Beaux-Art-Gebäude von 1914 ist nach wie vor ein Bahnhof, an dem Amtrak-Züge, der Airport-Express, Straßenbahnen und Buslinien halten. Nach einer umfassenden Renovierung präsentiert sich das gut besuchte Bahnhofsgebäude mit stylischem Hotel, zahlreichen Restaurants und Bars, Eisdiele, Bäckerei und kleinen Geschäften. Eine Ecke weiter ist die „Wynkoop Brewing Company“, Denvers erstes Brew-Pub, das vom 1988 von vier Freunden eröffnet wurde, als die Gegend um den Bahnhof herum noch Niemandsland war. Einer von ihnen war John Hickenlooper, der spätere Bürgermeister von Denver und heutige Gouverneur von Colorado.
Auf zu neuen Ufern: Am Platte River entlang

Am Platte River © Andrea Bonder

Durch den Confluence-Park geht es über eine Fußgängerbrücke auf die andere Seite des Platte-Rivers. Auf beiden Seiten verlaufen asphaltierte Wege, auf denen Jogger, Spaziergänger und Radfahrer unterwegs sind. An den Wasserschnellen thront die rote Backsteinhalle des Straßenbahn-Stromwerkes und späteren Forney Transportation Museums, in dem der Outdoor-Ausstatter REI einen seiner größten US-Flagship-Stores eingerichtet hat. Zwei Radminuten weiter ist man am Aquarium, in dem man mit Haien tauchen und Meerjungfrauen sehen kann. Nach weiteren 5 Minuten erreicht man das Kinder-Museum und das Football-Stadion.
River North: Ins immer weiter aufstrebende Viertel RiNo
Auf der anderen Uferseite geht es weiter nach RiNo – den River North Art District östlich der Innenstadt. Noch vor wenigen Jahren war dies ein verlassenes Viertel mit Lagerhallen. Heute eröffnen hier jeden Monat neue Brauereien, Restaurants und Boutiquen im urbanen Chic, wie „Our Mutual Friend Brewery“ oder der Flagship-Store der lokalen Taschenmarke „Topo Designs“ in alten Schiffscontainern. Der „Denver Central Market“ von 1928 wurde 2016 wiedereröffnet mit coolen Restaurants, von der Salat-Bar bis zur Fischtheke.

Cooles Mural in RiNo © Andrea Bonder

Besonders sehenswert sind die zahlreichen Murals. Die bunten und individuellen Wandmalereien zieren nicht nur vielerlei Gebäude, sondern umrahmen auch ganze Parkplätze und schmücken die gesamte Allee zwischen der Walnut und der Larimer Street. Jedes Jahr werden es mehr, und die Motive werden immer wieder neu kreiert: Zum Crush-Festival im September werden viele Wände von Graffiti- und Street-Art-Künstlern gestaltet.
Red Rocks: Konzertbühne in den Bergen
Einen der schönsten Blicke auf die Stadt hat man von außerhalb, und zwar von einem der außergewöhnlichsten Open-Air-Bühnen der Welt: Das Red Rocks Amphitheater liegt 25 Kilometer südwestlich der Stadt. Die Freilichtbühne mit 9.500 Sitzplätzen ist eingerahmt von zwei roten Sandsteinfelsen, die an beiden Seiten bis zu 100 Meter hinaufragen. Hier fanden legendäre Konzerte der Beatles, von Jethro Tull und U2 statt. Fast jeden Abend finden unter freiem Himmel Live-Konzerte oder Filmvorführungen statt. In den Sommermonaten Juni bis August ist an den Samstagmorgenden Yoga angesagt: Auf den Zuschauerrängen rollen sie ihre Matten aus. Auch ein Blick in die „Hall of Fame“ lohnt sich.

Scooter am Kunstmuseum © Andrea Bonder

Der besondere Tipp: Motorroller-Tour durch Denver
Vom Messezentrum in Downtown starten Touren auf Motorrollern. Cruisen auf den breiten Straßen oder durch Wohnviertel wechselt sich ab mit Stopps, auf denen der Guide Wissenswertes erzählt. In gut zwei Stunden sieht man zum Beispiel das Museumsviertel, das Capitol, die Mansions entlang der Pennsylvania Street, den Cheesman-Park (hügelig!), die Villengegend am Country Club sowie River North (scootoursdenver.com). Unbedingt empfehlenswert!
 
Weitere Informationen
Tourism Office Denver
1575 California Street, Denver, CO 80202
Telefon 001-303-8921505
www.denver.org
Kostenlose Broschüren und Kartenmaterial zu Colorado sind erhältlich beim Colorado Tourism Office (Telefon 0221-47671213, Email colorado@getitacross.de und www.colorado.com).
Anreise & Verkehrsmittel vor Ort
Lufthansa fliegt nonstop von Frankfurt und München nach Denver. Im Sommer fliegt Edelweiss nonstop von Zürich. Vom Flughafen geht es mit der S-Bahn (die 2016 eröffnete Linie A) in 37 Minuten zur Union Station in Downtown (9 Dollar). Die Innenstadt lässt sich zu Fuß erkunden. Es gibt ein 56 Kilometer langes Straßenbahnnetz, ein Bike-Sharing-System, elektrische Leih-Roller („Lime“), Fahrrad-Rikschas, einen Vespa-Verleih sowie Uber und Lyft.
Spar-Tipp für Sehenswürdigkeiten
Der „High Mile Culture Pass“ umfasst freien Eintritte in drei Kunstmuseen (Denver Art Museum, Clyfford Still, Kirkland), ins History Colorado Center, ins Molly Brown House, in den Botanischen Garten und ins Museum of Nature & Science (3 Tage, 32,50 Dollar, culturepass.denver.org).
Seit Juni 2018 gibt es den „CityPass Denver“. Dieser deckt das Denver Art Museum, das History Colorado Center, das Kindermuseum, die Botanischen Gärten, das Museum of Nature & Science, den Zoo, das Aquarium und das Air & Space-Museum ab. Innerhalb von 7 Tagen kann man 3, 4 oder 5 dieser Attraktionen besuchen (29, 48 oder 57 Dollar, de.citypass.com/denver). Großer Vorteil: Mit dem CityPass umgeht man die Warteschlangen!