Der Achensee im Norden von Tirol ist eines der bekanntesten Urlaubsgebiete Österreichs. Wo sich im Sommer Segler, Surfer, Badegäste und Wanderer tummeln, liegt im Winter meterhoher Schnee. Der See ist zum größten Teil zugefroren, an einigen Stellen spiegeln sich die weißen Spitzen des Karwendel- und Rofangebirges und der blaue Himmel im eiskalten Wasser.
An den Ufern des neun Kilometer langen Bergsees sind mehr als 200 Kilometer Langlauf-Loipen gespurt. Schlittenfahrten, Snow-Kiting und Schneeschuh-Wanderungen werden angeboten. Skifahrer biegen kurz vor Achenkirch von der Hauptstraße ab und fahren kurze Zeit später an der Talstation der Hochalmlifte Christlum vor.
Auf dem Parkplatz stehen vor allem Autos mit österreichischen, süddeutschen und holländischen Kennzeichen. Es ist zehn Uhr, die Skischulen-Gruppen finden gerade zusammen, und man erlebt den einzigen Skilift-Stau des Tages. Waren es früher überwiegend Erwachsene, die herkamen, um das Skifahren zu erlernen, schicken sie nun als Eltern ihren Nachwuchs in die Skischulen. Um die Skilehrer mit den bunten Jacken scharen sich heute fast ausschließlich Kinder. Erwachsene nehmen eher ein paar Stunden, um „auf den nächsten Level“ zu kommen.
Einen Skilehrer ganz für sich alleine
Skilehrer Leo Kern weiß bereits nach wenigen Sekunden, wo es hapert. Er erläutert die Grundlagen, malt Kurven in den Schnee, und setzt dann zu einem abwechslungsreichen Übungsmarathon über die Pisten an. Stöcke beim Fahren in den Kniekehlen halten, um die Körperhaltung zu trainieren. Rückwärts im Pflug fahren. Auf dem Talski gleiten, für das Gleichgewicht. Füße zusammen und ab durch den pulverigen Tiefschnee. Und immer wieder den Oberkörper ruhig halten, in die Knie, Druck auf den Außenski, und schöne Halbkreise fahren. Erstaunlich, in dem Vertrauen, dass das funktioniert, geht es bald langsam, aber sicher sogar die tief verschneite schwarze Piste hinab.
Zwischen 950 und 1.800 Höhenmetern erstreckt sich das Skigebiet Christlum, das nach dem Gipfel des Christlumkopf benannt ist, über 27 Pistenkilometer und ist sehr abwechslungsreich. Die Skinovizen bleiben auf den einfachen Pisten, im Skikindergarten oder am Übungshang. Anfänger verziehen sich auf die neue Piste 6a am Rand des Skigebiets. Dort ist wenig los, die Piste ist sehr breit und bietet blaue (leichte) und rote (mittlere) Abfahrten. Die Cracks bevorzugen den „Cabrio Flitzer“, deren weich gepolsterte Sechser-Gondeln sie weit hinauf bringen zu den ausladenden schwarzen (schweren) Pisten.
Weiter unten am Berg kann man auch über die Waldwege einfach zwischen den Pisten hin und her wechseln. Sämtliche Abfahrten sind stets top präpariert. Tagsüber, als es heftig schneit, kriecht die Pistenraupe immer wieder piepend die Hänge hinunter, einige begeisterte Skifahrer im Gefolge. Weiter oben am Berg werden Teile der Pisten bewusst als Tiefschnee belassen, in dem es sich traumhaft fahren lässt. Die Carving-Ski gleiten quietschend über den Pulverschnee, es ist die reinste Freude.
Wintervergnügen für jedermann
Unterwegs sind überwiegend Skifahrer. Vor gut zehn Jahren war noch jeder dritte hier ein Snowboarder, erinnert sich Leo Kern. Jetzt ist es vielleicht noch einer von 20. Dafür macht ein gutes Dutzend Rodler die langen Ziehwege durch den Wald unsicher. Ein paar Schneeschuhwanderer stapfen dem Pistenrand hinauf. Ein Snowboarder hat seinen Hund dabei, der begeistert durch das frische Weiß tobt. „Einmal habe ich hier einen Shaolin-Mönch auf die Bretter gebracht“, erzählt Leo Kern.
Im Posthotel Achenkirch ist jedes Jahr für einige Monate ein chinesische Mönch tätig, um den Gästen fernöstliche Entspannung nahezubringen. „Mit seiner ausgeprägte Körperbeherrschung und einem exzellenten Gleichgewichtssinn hatte der das sofort raus, mit dem Schlepplift zu fahren und auf dem Schnee zu gleiten. Nach ein paar Stunden konnte er schon ganz ordentlich fahren!“
Auch auf Aprés-Ski braucht man nicht zu verzichten. Mitten im Skigebiet bietet die Christlum-Lounge die typische Ski-Bar in Form eines verglasten „Party-Kegels“. Auf der riesigen Terrasse hat man von den Sonnenliegen mit den auffälligen rosa-roten Auflagen einen herrlichen Ausblick auf den Achensee und die umliegenden Bergmassive. Ruhiger geht es in den kleinen, gemütlichen Hütten zu, die eine zünftige Mittagsjause anbieten. Wenn gegen 16 Uhr die Lifte stillstehen, zieht es viele in den „Party-Kegel“ an der Talstation. Dort dreht der DJ zum Ende des Skitags gerne die Regler hoch und heizt die Stimmung mit Gassenhauern, Aprés-Ski-Hits und Schlager-Klassikern an. Dann freuen sich nicht nur die Holländer an der Theke über „Komm, wir fahren nach Amsterdam…“
Tipps & Infos
Hochalmlifte Christlum, Achenkirch, Tel. 0043-5246-6300, www.christlum.at
Skipässe:
Tageskarte 35 Euro (Kinder 18 Euro), günstige Mehrtageskarten (z. B. 5 Tage 128 Euro, Kinder 72 Euro)
Saison:
Schneesicher von November bis April
Anfahrt:
Je rund eine Autostunde von München oder Innsbruck. Von München durch das Tegernseer Tal und über den Achenpass oder über Bad Tölz, Lenggries und den Sylvenstein-Stausee nach Achenkirch (ohne Vignette erreichbar). Von Innsbruck über die Inntal-Autobahn, Ausfahrt Achensee. Kostenlose Parkplätze an der Talstation. Der nächste Schnellzug-Bahnhof in Jenbach ist 25 Fahrtminuten entfernt.
Skischule und Skiverleih:
Busslehner Sports, Tel. 0043-5246-6316, www.busslehner-sports.com. Gruppenkurse z. B. 5 Tage 119 Euro, Kinder 155 Euro. Privatunterricht für zwei Personen ab 105 Euro (2 Stunden). Filialen direkt an der Talstation und im Posthotel.
Hoteltipp:
Posthotel Achenkirch, Tel. 0043-5246-6522, www.posthotel.at. Fünf-Sterne-Hotel mit großer Wellness-Landschaft, Spa, Haubengastronomie, umfangreichen Sportangebot und eigenem Golfplatz. Fünf Fahrtminuten mit dem Auto oder kostenlosem Skibus ins Skigebiet.