„Festhalten, jetzt kommt die wilde Helga“, schreit Philipp Agerer aufgeregt von hinten und reißt sein Paddel hoch. Die sieben anderen Abenteurer schieben ihre neoprenbedeckten Füße noch fester in die Bodenschlaufen.

Das graue Gummiboot mit den bunten Flicken hüpft über die gefährlichste Welle der Tösener Schlucht. Und schon wieder geht der junge Österreicher vorn rechts in hohem Bogen über Bord.

Schnaufend streckt er seinen Kopf aus dem sechs Grad kalten Inn heraus, hält sich an den Seilen des Raftingboots fest und flucht in unverständlichem Tirolerisch. Die anderen Paddler lachen. Doch als Philipp Agerer seine Crew im Boot stehend über die Pferdeäpfel schickt, fallen alle in das türkis schimmernde Wasser.

© Brigitte Bonder

Kuh auf der Alm © Brigitte Bonder

Herausforderung auf dem Inn

Der Inn plätschert aus der Schweiz kommend einmal quer durch das Tiroler Oberland. In der österreichischen Outdoor-Region paddeln Rafting-Neulinge auf dem gemütlichen Flussabschnitt bis nach Tösens. Mit gut 14 km/h gleitet das Schlauchboot über den Fluss, es müssen nur leichte Stromschnellen überwunden werden.

Abenteurern empfiehlt Philipp Agerer die Tösener Schlucht. Der 22-Jährige schippert seit über zwei Jahren auf dem Inn. Er kennt die Wellen, warnt vor der gefährlichen Annelott, der Daniwalze und der großen Prallwand. Je nach Wetter liegt der Schwierigkeitsgrad hier zwischen 3 und 4, eine mittelschwere Herausforderung.

Am Ufer bedrängen derweil drei Haflinger einen Fotographen. Daniel Wolf ist Inhaber des Raftingunternehmens H²O in Prutz. An dem „Pferdeäpfel“-Engpass steht er gern mit der Kamera und lichtet seine Gäste ab. „Irgendwie stehen hier passenderweise immer Ponys auf der Weide“ grinst er. „Die Welle heißt aber wegen ihrer Form so“, erklärt er. Nach zwei Stunden ist der Fluss bezwungen, die Raftinggruppe schält sich in der Basisstation die nassen Neoprenanzüge vom Leib. Nach einer heißen Dusche geht es weiter gen Süden Richtung Nauders am Reschenpass. Am Ortsausgang kurz vor der italienischen Grenze wartet schon Hely Klinec, ein Nauderer Urgestein mit über 20 Jahren Paragliding-Erfahrung.

Mit dem Jeep fahren die Abenteurer den neuen Forstweg hinauf zur Abflugstelle. Ein weißer Windsack ist das Ziel. Hely breitet den Paragliding Schirm aus und schnallt seinem Mitflieger die Gurte um. „Das ist eigentlich überhaupt nicht gefährlich“, betont der ehemalige Skiakrobat, setzt seine verspiegelte Sonnenbrille auf und erklärt was zu tun ist. „Einfach laufen, bis wir fliegen“, grinst er schelmisch und quetscht einen weißen Helm auf seine widerspenstigen, langen Locken. Die Aktivität ist schnell erklärt: Anlauf nehmen, bequem sitzend die Aussicht genießen und weich auf dem Airbag-geschützten Sitz landen. „Das kann wirklich jeder. Mein ältester Gast war 91“, grinst Hely Klinec.

Paraglider in Nauders

Paraglider in Nauders © Brigitte Bonder

Spannung vor dem Sprung

Gefühlte Stunden blickt der braungebrannte Mittvierziger auf den Windsack, die richtige Luft zum Starten ist wichtig. Die Spannung direkt am Abgrund steigt. „Lauf!“ gibt er das Kommando, endlich geht es los. Dicht hintereinander rennen die beiden Flieger den Berg hinab. Plötzlich strampeln die Beine in der Luft, der Schirm hat sich mit Luft gefüllt und gleitet dahin.

Der kleine Ort Nauders sieht von oben aus wie eine Spielzeugwelt. Ganz ruhig schweben die Paraglider mehrere hundert Meter über dem Boden durch die Luft und können über den Reschenpass bis nach Italien schauen.

Doch die Ruhe ist von kurzer Dauer. Hely Klinec zieht plötzlich stark am rechten Steuerseil. Der Schirm dreht sich rasend schnell um die eigene Achse und verliert stark an Höhe. Das Herz rast, Schweiß steht dem Mitflieger auf der Stirn. Krampfhaft klammert er sich an den Seilen fest. Nach wenigen Sekunden des Magendrückens lenkt Hely Klinec den Schirm wieder ruhig entlang der bewaldeten Hügel und grinst in sich hinein. Seinem Mitflieger schlägt das Herz noch bis zum Hals. Dagegen kann die Wilde Helga auf dem Inn wirklich einpacken.


Weiterführende Informationen:

Tourismusverband Tiroler Oberland

Kirchplatz 48

A-6531 Ried im Oberinntal

Tel: +43 50 225 100

Mail: info@tiroleroberland.at

Internet: www.tiroleroberland.at


Unterkünfte:

Schicke Design-Zimmer und eine außergewöhnliche Spalandschaft mit Sonnendeck bietet der Nauderer Hof.

alpin art & spa hotel naudererhof ****

A-6543 Nauders

Tel: +43 54 73 8 77 04

Mail: info@naudererhof.at

Internet: www.naudererhof.at

Zimmer ab ca. 150 Euro inkl. Gourmetpension.


Traditionelles, familiär geführtes Vier-Sterne Hotel Post mit leuchtenden Blumenbalkonen, kleinem Spabereich und hervorragender Küche mitten in Prutz auf dem Weg zum Kaunertaler Gletscher.

Hotel Post

Familie Barbara und Walter Pöham

Dorfstrasse 1

A-6522 Prutz

Tel: +43 54 72 62 17

Mail: hotel@postprutz.at

Internet: www.postprutz.at

Zimmer ab 100 Euro


Abenteuer:

Für Familien ist eine Rafting-Tour auf dem Inn genau das Richtige. Ebenfalls zu empfehlen: Canyoning, Tubing, Hochseilgarten, Mountainbike-Touren.

Näheres unter:

H²0 Adventure

Sportareal 1

A-6531 Ried i.O.

Tel.: +43 54 72 66 99

Internet: www.h2o-adventure.at

Mail: info@h2o-adventure.at

Familientour ab 41 Euro pro Person, Kinder ab 29 Euro.


ActionPoint Nauders

Alte Strasse

A-6543 Nauders

Tel.: +43 67 69 162 690

Internet:

Mail: actionpointnauders@gmail.com