Die älteste Königsstadt Marokkos ist ein Fest für alle Sinne. Aus 9400 Gassen und Gängen besteht die Medina von Fes. Eine Altstadt, deren Häusergewirr von zahllosen Adern durchzogen ist. In der größten Medina des Landes gibt es Passagen, die gerade einmal 50 Zentimeter breit sind, sowie wuselige Sträßchen mit Pantoffel- und Stoffgeschäften, Garküchen und Teestuben.

Zwischen Gerbereien, Gewürzbuden und Gebetshallen machen sich Düfte aus 1001 Nacht breit. Der Geruch frisch gebackenen Brotes mischt sich mit dem betörenden Aroma von Orangenblüten und frischem Pfefferminztee.

Im Inneren des Granatapfels

Jenseits des Blauen Tores, Bab Boujeloud genannt, beginnt das Labyrinth der Gassen. Im Jahr 1925 besuchte der Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal die Medina, er verglich sie mit dem Inneren eines Granatapfels. Bis heute bringen Familien ihre Teigfladen zu den Gemeinschaftsbäckereien, in denen das Brot kostenlos gebacken wird. In der Altstadt verkehren keine Autos, sondern Esel und Maultiere.

Wie eh und je gehen Gerber, Kesselflicker und Töpfer ihren Berufen nach. Bevor aus den Moscheen die Gesänge der Muezzin ertönen, herrscht in den Hamams von Fes Hochbetrieb. Während die Männer sich einseifen, waschen und massieren lassen, werden einen Eingang weiter die Körper der Frauen mit Handschuhen aus Ziegenhaar abgerubbelt. Peelingzeit im Damentrakt des Dampfbades.

Blau, blauer, Fes

In Fes kommt die Magie des Orients vor allem in Blautönen daher. Den blauen Kacheln, die hier gefertigt werden, verdankt die Stadt ihren Beinamen blaue Stadt. Kobaltblaue Keramiken verzieren den Königspalast, ebenso wie viele Brunnen, Plätze und Innenhöfe. Hinter dem berühmten Blauen Tor, das mit blauen und grünen Mosaiken prächtig dekoriert ist, erwartet den Besucher eine wuselige Welt aus Koranschulen und Webereien. Typisch für Fes sind auch die Kopfbedeckungen der Männer. Viele tragen tatsächlich die nach der Stadt benannten Filzhüte mit Quast sowie Babouche, wie die landestypischen Lederpantoffeln heißen, die es in allen möglichen Farben gibt.

Reiseziel Marokko: Gerberviertel Fes El Bal

Blick auf das Gerberviertel Fes El Bali © Staatliches FVA Marokko

Zwischen Gotteshaus und Gerberviertel

Mit insgesamt 184 Moscheen gilt Fes als das spirituelle Zentrum Marokkos. Dreh- und Angelpunkt ist der prächtige Kairaouine-Komplex mit der zweitgrößten Moschee Marokkos und der islamischen Universität. Die Gotteshäuser dürfen Christen zwar nicht betreten, aber einen Blick auf Brunnen und gekachelten Innenhof sollten Reisende werfen. Zu den touristischen Attraktionen in der Medina von Fes gehört das Gerberviertel. Am Nejjarine-Platz können Touristen vom Dach eines Ledergeschäfts aus den Gerbern bei der Arbeit zusehen. Der Ausblick auf die Farbbottiche mit den Tierhäuten ist gratis, später wird im Shop um Gürtel, Jacken und Taschen made in Fes gefeilscht.

Von Gauklern und Schlangenbeschwörern

Ein willkommenes Gegengewicht zu den eindringlichen Gerüchen im Gerberviertel bildet ein Besuch in einer der Parfümerien und Gewürzläden von Fes. Zwischen Safranfäden und Flakons mit Zitrusessenzen ist der Leder-Mief schnell vergessen. Außerhalb der Medina mit ihren Souks, wie die bunten Märkte genannt werden, sind der Sultanspalast und das jüdische Mellah-Viertel sehenswert.

Am frühen Abend finden sich Gaukler, Geschichtenerzähler und Schlangenbeschwörer am Platz Vieux Mechouar ein, der ebenfalls im Stadtteil Fes El Djedid liegt. Den schönsten Panorama-Blick auf die blaue Stadt haben Besucher vom Aussichtspunkt Borj Sud, einer wichtigen Station während der 16 Kilometer langen Stadtumrundung. Mit dem Taxi dauert die Tour de Fes etwa zwei Stunden. Für den Besuch der Medina sollten Individualurlauber einen offiziellen Guide buchen, der sie sicher durch die beeindruckend große Medina führt.


Essen und Trinken

Palais Mnebhi, Souikt Ben Safi 15, Fes, Tel. 00212 535 633 893.

Traumhaftes Ambiente und orientalische Leckereien wie Tahine mit Datteln sowie Mandelröllchen mit Mokka bietet dieser marokkanische Gourmet-Tempel.

Schlafen

La Maison Bleue, Derb El Miter 33, Talaa El Kbira, Fes, Tel. 00212 535 741 873. www.maisonbleue.com

Riad „Das blaue Haus“ mit Blick über die blaue Stadt: Stilvoll wohnen mit Dachterrasse und Spa.

Riad Sheherazade, Arsat Bennis Douh 23, Fes, Tel. 00212 535 741 642. www.fes-riadsheherazade.com

Schlafen wie in 1001 Nacht, entspannen im Hamam und schlemmen im Gourmet-Restaurant.

Reiseführer

Hartmut Buchholz, Dumont Reise-Handbuch Marokko, Ostfildern 2011, 24,95 Euro. Ausführliche Informationen über das Reiseland Marokko mit zahlreichen aktuellen Tipps.

Webseite des Fremdenverkehrsamtes

www.visitmorocco.com