Wer seinen Urlaub an der ostfriesischen Nordseeküste verbringt, sollte sich auf jeden Fall Zeit für einen Inselausflug nehmen. In weniger als einer Fährstunde ist die Insel Norderney von Norddeich aus erreicht.
Aktuell gilt schon der Winterfahrplan und eine gute Variante ist die Fähre um 8.45 Uhr. Urlauber sind dann um viertel vor zehn auf der Insel und haben gute acht Stunden Zeit, bevor es mit der letzten Fähre um 18 Uhr zurück geht. Zeit genug, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Bequeme Anreise
Norderney ist bei den Deutschen beliebt, das Nordseeheilbad lockt mit schönen Stränden, modernen Thalasso-Wellness-Anwendungen, einem breiten Shopping-Angebot und feinen Fischgerichten.
Die Fähre legt in Norddeich ab. Kurz vor der Mole gibt es links und rechts der Bundesstraße große Parkplätze der Reederei Frisia. Hier kann man für 5 Euro den ganzen Tag parken. Regelmäßig fahren Shuttle-Busse zum Terminal, je nach Parkposition sind es nur fünf bis zehn Gehminuten zur Fähre.
Das Ticket enthält bereits die Kurtaxe für die Insel und muss erst bei Verlassen des Schiffes auf Norderney vorgezeigt werden. Das Tagesticket kostet derzeit 18 Euro.
Standesamt im Strandkorb
Nach 55 Minuten Fahrzeit legt der Kapitän der Frisia IV im Hafen von Norderney an. Hier wird derzeit ein neues Terminal gebaut, doch die Baustelle ist schnell umgangen. Gleich nebenan wartet das moderne „Watt Welten“ Gebäude, das Besucherzentrum des UNESCO-Welterbe Wattenmeer, mit einem Seehund vor der Tür.
Viele Tagesausflügler fahren mit dem Inselbus in die Stadt, einen schönen Meerblick garantiert jedoch der Weg in Richtung Weststrand. Schon bald tauchen die ersten blau-gestreiften Strandkörbe auf, die an diesem frühen Morgen noch frei sind.
Eine Besonderheit:
Auch eine Außenstelle des Standesamts befindet sich hier am breiten Strand: Das Ja-Wort geben sich Paare in einem historischen Strandbadewagen, die Gäste finden Platz in Strandkörben. Die frisch Vermählten können sich dann mit einem Liebes-Schloss am Hochzeits-Gitter verewigen.
Der Inselwesten
Links zieht sich der Weststrand hin, rechts wechseln sich historische und mehr oder weniger moderne Gebäude ab.
Auf der Mauer der Promenade hat ein Künstler Szenen aus Norderneys Vergangenheit verewigt – direkt dahinter stehen moderne Hotels.
Wenig weiter lockt die Marienhöhe, ein sehenswertes Häuschen auf den Dünen. Sowohl Königin Marie als auch Heinrich Heine schätzten die Marienhöhe und genossen den einmaligen Ausblick von der hohen Düne auf die Nordsee. Doch noch ist es zu früh für Kaffee und Kuchen, wiederkommen lohnt sich!
Die nächste berühmte Location ist die Norderneyer Milchbar. Sie ist das Szenelokal der Insel! Der historische Strandpavillon mit dem modernen Glasanbau bietet eine 270° Panorama-Sicht auf Strand und Meer. Einige Gäste genießen das Frühstück mit Ausblick, richtig voll wird es dann am Nachmittag und zum Sonnenuntergang.
Thalasso-Spazierwege
Norderney war das erste Nordseeheilbad und wirbt heute mit einer Fülle an Thalasso-Anwendungen. Los geht es direkt an der Promenade, hier beginnen die Thalasso-Kurwege. Thalasso stammt vom griechischen „Thalassa“ für „Meer“, das uralte Heilverfahren nutzt die wertvollen Inhaltsstoffe der Nordsee, wie Meerwasser, Algen oder Schlick. Sie werden dem Körper von außen und innen zugefügt und haben nachweislich eine positive und heilende Wirkung auf die Gesundheit.
Bereits ein Spaziergang am Meer ist Thalasso und so wandern viele Urlauber die Promenade entlang in Richtung Norden. Es gibt verschiedene Thalasso-Wege: Während die gemütlichen Touren N1 bis N5 über regelmäßige Sitzgelegenheiten verfügen und barrierefrei sind, braucht man für die Strecken N6 bis N10 (bis 13,5 Kilometer lang) Kondition. Die Wanderungen können mit einer Busfahrt kombiniert werden.
Action am Nordstrand
Der nächste Aussichtspunkt ist die Georgshöhe, eine hohe Düne. Zum Gedenken an die Norderneyer Seeleute, die auf dem Meer ihr Leben ließen, wurde auf dem „Gipfel“ ein Stockanker aufgestellt. Das Exemplar wurde in den 1970er Jahren geborgen und erinnert an die vielen Fischer, deren Boote auf der Nordsee kenterten und nie zurückkehrten.
Am Fuße der Düne steht übrigens eine Tafel der „Historischen Schaufenster“. Diese sind auf der ganzen Insel verteilt und zeigen, wie es an dem Standort in der Vergangenheit aussah. Das Historische Schaufenster Nr. 15 zeigt die Georgshöhe mit dem Strandrestaurant Giftbude um 1900.
Von hier oben ist schon der Nordstrand zu sehen. Hinter dem Minigolf-Platz unterhalb der Georgshöhe beginnt der belebte Strand. Hier gleiten Wellenreiter über die Brandung, Kitesurfer rasen über das Wasser und eine Gruppe macht Sport- und Dehnübungen am Strand. Dazwischen immer die Wanderer, die auf den Thalasso-Wegen die gesunde und frische Meeresluft genießen.
Oberhalb des Nordstrands lädt die Austernbar zu kulinarischen Highlights ein. Davor steht eine Bank, die – laut Schild – für Norderneyer Renter ab 17 Uhr reserviert ist.
Der Nordstrand ist übrigens teilweise barrierefrei: Über die Holzwege ist ein barrierefreier Strandkorb erreichbar, der über eine normale Sitzbank und einen Platz für einen Rollstuhl verfügt. Er kann ganz normal gebucht werden.
Thalasso-Plattformen – Frischluft-Genuss mit Ausblick
Das Thema Thalasso begegnet Urlaubern überall auf Norderney. In der Mitte des Nordstrands befindet sich in den Dünen eine von drei Thalasso-Plattformen. Über eine Wendeltreppe geht es hinauf, oben sitzen die Erholungssuchende, genießen die gesunde Meeresluft und den weiten Blick über Nordstrand und Dünen bis zum Wattenmeer im Süden.
Wer dem Nordstrand weiter folgt, erreicht nach längerer Wanderung die Weiße Düne und den Ostbadestrand. Doch zu Fuß ist die Strecke bei einem Tagesausflug zu weit, eine Alternative wäre die Kleinbahn.
So geht es unter der Thalasso-Plattform hindurch ins Inselinnere in Richtung Stadt. Durch das ehemalige Kasernenviertel um die Nordhelmstraße ist das Zentrum schnell erreicht.
Shopping und frischen Fisch genießen
Am Anfang der Fußgängerzone in der Knyphausenstraße steht das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, umgangssprachlich auch Klamottendenkmal genannt. Bei „Klamotten“ handelt es sich aber nicht um Kleidung, früher wurden damit in der Gaunersprache zerbrochene Mauersteine gemeint. Und aus diesen besteht der Obelisk. Das 13 Meter hohe und 2.000 Tonnen schwere Denkmal besteht aus 75 unterschiedlich großen, von verschiedenen Städten und Provinzen gespendeten Steinen. Es wurde 1898 zu Ehren des deutschen Kaisers Wilhelm I. errichtet.
Es ist Mittag und Zeit für frischen Fisch. Ein Restaurant reiht sich ans nächste, besonders einladend sieht das „Friedrich“ aus. Die Terrasse bietet sonnige Plätze und Blick auf die vorbeiflanierenden Urlauber. Besonders gefragt ist die frische Nordseescholle mit Krabben, auch das Bier aus dem Norderneyer Brauhaus wird häufig bestellt.
Frisch gestärkt geht es durch die Fußgängerzone in Richtung Kurplatz. Modegeschäfte, Souvenirshops und die üblichen Filialisten wechseln sich ab. Besonders schöne Souvenirs und Deko-Artikel gibt es im „Inselraum“ direkt am Kurplatz.
Am Kopf des Platzes liegt das Conversationshaus. Hinter den historischen Fassaden befindet sich die Touristinformation, aber auch ein Café und die sehenswerte Inselbibliothek. Das Repertoire reicht von Zeitschriften über Bücher, bis hin zu Hörbüchern und DVDs.
Baden und entspannen
Direkt neben dem Conservationshaus liegt das bade:haus. Hier locken ein Familienbad und ein hochwertiger SPA-Bereich mit zahlreichen Meerwasserbädern und diversen Saunen. Außerdem gibt es umfassende Thalasso-Angebote für Gesundheit und Anti-Aging. Einzelwanwendungen wie Massagen, Meerwasserbäder, Schlickpackungen sorgen für Entspannung.
Mittlerweile ist es früher Nachmittag und Zeit für die Rückkehr zum Weststrand. In der Milchbar ist es jetzt um 15 Uhr schon voll – bei Sonnenschein sind auch draußen alle Plätze belegt und die Gäste stehen noch weit die Promenade hinunter. Leise Chill-Out Musik tönt aus den Boxen – die Stimmung ist entspannt. Doch bis zum Sonnenuntergang ist es noch lange hin.
Weniger los ist im Edel-Café auf der Marienhöhe. Hier gibt es frischen Kuchen und Kaffeespezialitäten, die nach berühmten Inselgästen benannt sind.
Viele probieren den Kaffee à la Heinrich Heine mit Sahne und Sanddornlikör – eine eher interessante Kombination. Das Highlight ist die Aussicht – auch hier haben Gäste einen 270° Panoramablick über Strand und Meer.
Zurück zur Fähre
Die Zeit vergeht schnell auf der Insel und schon geht es zurück zur Fähre. Zu Fuß ist der Hafen in 20 Minuten erreicht. Wer noch Zeit hat, wirft unterwegs einen Blick ins Bademuseum. Im Museum zur Geschichte des Nordseeheilbads Norderney gibt es auch wechselnde Ausstellungen, zum Beispiel von regionalen Künstlern, wie Hans Trimborn.
Am Terminal ist bereits viel los. Die 18 Uhr Fähre ist die letzte des Tages und viele Ausflügler warten bereits in der Schlange. Jetzt bei Ebbe liegen viele Sandbänke frei und auf der Rückfahrt ist der ein oder andere Seehund auszumachen, bevor die Frisia IV wieder in Norddeich festmacht.
Mehr Informationen gibt es bei Norderney – Meine Insel.
Reiseführer-Tipps:
99 x Ostfriesland wie Sie es noch nicht kennen
Außergewöhnliche und spannende Tipps für ganz Ostfriesland finden Leser im neuen 99 x Ostfriesland, wie Sie es noch nicht kennen aus dem Bruckmann Verlag.
Für Norderney empfehlen die Autoren Wiebke Reißig-Dwenger und Sönke Dwenger einen Besuch des Café Marienhöhe. Sie präsentieren die Insel als „Königs Liebling“, denn seit König Georg V. aus Hannover und seine Frau Marie Mitte des 19. Jahrhunderts hier den Sommer genossen, zog es eine Reihe an Berühmtheiten auf die Nordseeinsel.
Das Buch kommt darüber hinaus mit weiteren 98 Tipps zu versteckten Orten zwischen Emden und Wilhelmshaven daher und berichtet von skurrilen Begebenheiten aus der Region. Dazu gibt es Empfehlungen zu Kultur, Natur, Essen und Aktivitäten für alle, die Ostfriesland neu erkunden wollen.
111 Orte auf Norderney, die man gesehen haben muss
Der neue Entdeckungsführer 111 Orte auf Norderney, die man gesehen haben muss, führt an interessante Orte, die zum Teil abseits der Touristenpfade liegen.
Der Leser erfährt detaillierte und spannende Geschichten über die Sehenswürdigkeiten. Mit dabei sind neben Klassikern wie der Milchbar, der Giftbude (ein gar nicht gefährliches Gasthaus), der Bibliothek und der bunten Kaimauer (Kunst am Weststrand) auch der Garten Solaro (ein Stück wilde Natur mitten in der Stadt), die Nordhelmsiedlung, der Planetenweg oder das Quartier Fontanes, wo Weltliteratur entstand.
Der etwas andere Reiseführer ist nicht nur für Urlauber, sondern auch für Ostfriesen, die Norderney vermeintlich schon kennen, interessant!