Über Nacht hat es endlich geschneit. Die dicke, weiße Zuckerschicht lässt die Landschaft am Morgen wieder frisch aussehen. Tannenzweige biegen sich unter der kühlen Last, Spuren von Hasen und Rehen ziehen sich durch den Wald.

Aus dem Schornstein der Jausenstation Haashof steigt weißer Rauch auf, der frische Speck hängt seit gestern in der Räucherkammer. Noch immer fallen dicke Flocken vom hellgrauen Himmel und ein paar Wolkenfetzen halten sich eisern an den Tannenspitzen fest.

Der erste Anstieg ist steil. Drei vermummte Gestalten auf großen Schneeschuhen und ein eifrig hechelnder Bernasenn-Hund stapfen vom Südtiroler Örtchen Videgg zur Gompm Alm hinauf. Durch den Tiefschnee der Wiesen, über kleine Bachläufe und an gefrorenen Wasserfällen vorbei führt der Pfad etwa zwei Stunden lang bergauf. Die Wanderer begegnen keiner Menschenseele, die Landschaft ist einsam. Dann endlich taucht hinter dem dichten Schneevorhang die große Almhütte auf. Beim Eintreten strömt wohlige Wärme hinaus, ein Holzofen heizt die Gaststube kräftig ein. Drinnen ist jeder Platz besetzt. Wanderer mit roten Nasen sitzen vor Topfenknödeln und Kaiserschmarrn. Es ist gemütlich, und wenn alle zusammen rutschen, passt immer noch ein neuer Gast dazwischen.

Mit Helmut Gufler auf Wanderung zur Gompm Alm © Brigitte Bonder

Mit Helmut Gufler auf Wanderung zur Gompm Alm © Brigitte Bonder

Veneziano zum Aufwärmen

„Heute kann man sich gar nicht vorstellen, dass wir erst zum Winteranfang Strom bekommen haben“, schmunzelt Helmut Gufler, der seit gut 20 Jahren auf der Gompm Alm wohnt. „Vorher wurde alles mit Holz geheizt, den Generator habe ich nur wenige Stunden am Tag betrieben“, berichtet der 41-Jährige über sein Leben auf 1.800 Metern Höhe. Im Winter fährt er einmal die Woche ins Tal zum Einkaufen.

Mit dem winterbereiften Quad geht es ins nächste Dorf, dort hat er seinen Pickup geparkt. „Man muss dieses Bergleben natürlich mögen und reich werde ich hier als Gastwirt auch nicht“. Der gelernte Steinmetz sieht dennoch zufrieden aus. Seine Frau Doris serviert moderne Hüttenküche und empfiehlt zum Aufwärmen heißen Veneziano. Für die warme, südtiroler Variante des Aperol Spritz mixt sie frisch gepressten Orangensaft mit Weißwein, Aperol und Quellwasser.

Mit Bretzenknödeln und Apfelstrudel im Magen geht es mit dem Schlitten rasant wieder bergab. Inzwischen haben sich die Wolken verzogen, die kurvenreiche Naturrodelbahn glänzt in der Wintersonne. Am Ende der Rodelstrecke führt die Seilbahn hinab in eine andere Welt. Leuchtend grüne Zypressen verteilen sich in den Weinbergen, an den Bäumen der großen Obstplantagen hängen vereinzelt noch gelbe Äpfel.

Weingüter thronen auf den kleinen Hügeln rund um den Südtiroler Ort Schenna. In der kleinen Stadt nahe Meran drängen sich mediterran anmutende Bauwerke zusammen. Neben der neugotischen Pfarrkirche ragt der rötliche Turm des Mausoleums vor dem Schloss Schenna auf. Palmen stehen in den Gärten und am Straßenrand. Nur noch im Hintergrund leuchten jetzt die weißen Bergkuppen. „Hier im Ort bleibt der Schnee selten liegen“, erzählt Heidi Kaserer vom Tourismusbüro in Schenna. „Aber dieser landschaftliche Mix aus alpin und mediterran fasziniert die Gäste“. So geht es am Vormittag entlang von Palmen durch Weinberge und Apfelplantagen, am Nachmittag schweben die Urlauber mit der neuen Bergbahn ins nächste Skigebiet.

Käsenockn bis Kaiserschmarrn

„Meran 2000 ist für Einsteiger und Familien genau das Richtige“, weiß Karin Tscholl. Die junge Marketingexpertin hat nicht zu viel versprochen. Breite Abfahrten bieten viel Platz für ausschweifende Bögen, neben einfachen, blauen Pisten gibt es auch mittelschwere Abfahrten und ein Kinderland mit Skischule. „Viele Gäste kommen aber zum Wandern hierher“, ergänzt sie. Kilometerlange Winterwege und Skitourenstrecken durchziehen das Gebiet auf 1.680 bis 2.300 Metern Höhe.

Zehn Hütten mit Bedienung bieten Südtiroler Küche von Käsenockn bis Kaiserschmarrn. Und nach der Stärkung führt auch hier eine Naturrodelbahn ins Tal. Von der Bergstation geht es auf zwei Kufen an der großen Zuegghütte vorbei fast vier Kilometer hinab nach Falzeben. Die Sonne versinkt hinter den Bergen und taucht den Schnee in ein orangefarbenes Licht. Die ersten Flocken fallen vom Himmel. Auch diese Nacht wird wieder reichlich Neuschnee die Berge oberhalb der Palmen bezuckern.

Elisabeth Kraller vom Haashof backt Bauernkrapfen © Brigitte Bonder

Elisabeth Kraller vom Haashof backt Bauernkrapfen © Brigitte Bonder

Weiterführende Informationen

Tourismusbüro Schenna
Erzherzog Johann Platz 1/D, I-39017 Schenna – Südtirol, Italien
Tel. +39 0473 945669
www.schenna.com
info@schenna.com

Unterkunft

Familienfreundliches Viersternehotel im Zentrum Schennas mit Blick auf den mediterranen Stadtkern und den Talkessel Merans. Kleiner Wellnessbereich mit Pool, Sauna und Dampfbad.
Christoph’s Hotel der Sinne, Schennastraße 2, I-39017 Schenna – Südtirol; Zimmer ab ca. 138 Euro inkl. Halbpension.
Tel.: +39 0473 945 877
www.hoteldersinne.com
info@hoteldersinne.com

Romantische Hütte mit rotweiß karierter Bettwäsche und Holzofenheizung inmitten des Skigebiets Meran:
Kiendl Alm, Mitten im Skigebiet Meran 2000,
Tel. +39 0473 234602
www.hotel-kiendl.om
info@hotel-kiendl.com

Hüttentipps

Die Waidmannalm ist eine urige Hütte, in der sich Einheimische und Urlauber treffen. Große Panoramaterrasse mit Ausblick. Unbedingt probieren: Hausgemachte Käsenockn mit brauner Butter.
Waidmannalm, Mitten im Skigebiet Meran 2000
www.meran-2000.com
Tel.: +39 0473 279 461

Gemütliche, mit Holz beheizte Hütte auf 1.800 Metern Höhe. In der großen Gaststube treffen sich Schneeschuhwanderer zu einem heißen Veneziano aus frisch gepresstem O-Saft, Aperol, Weißwein und Quellwasser. Direkt an der Alm startet die Naturrodelbahn nach Hochwies.
Gompm Alm, Obertall 19, 39017 Schenna
Mitten im Hirzer Wandergebiet. Erreichbar mit der Hirzer Seilbahn von Saltaus / Passeiertal
Tel.: +39 473 949 544
www.gompmalm.it
info@gompmalm.it

Sportliches

Ideales Skigebiet für Familien und Einsteiger. Breite Pisten auf überwiegend sonnigen Hängen bieten weite Ausblicke über die Bergspitzen und ins Tal nach Meran. Für gutes Essen sorgen zehn Hütten mit Bedienung und gemütlicher Atmosphäre.

Skifahren in Meran 2000
Anfahrt entweder zur Talstation der Kabinenumlaufbahn nach Falzeben oder nach Naif zur neuen Bergbahn. Skiverleih direkt an den Talstationen. Tageskarte 35 Euro.

Alpin Bob in Meran 2000
Die rasante Abfahrt mit der Schienenrodelbahn Alpin Bob bietet einen besonderen Adrenalinstoß. Mit dem Bob geht es angeschnallt in scharfen Kurven gut einen Kilometer schwungvoll bergab. Einzelkarte Erwachsene 4,50 Euro, Kinder 3,00 Euro.

Schneeschuhwanderung im Hirzer Gebiet
Eine Schneeschuhwanderung oberhalb Schennas ist romantisch, aber auch anstrengend. Abseits des Skizirkus führen gut ausgeschilderte Wanderwege unterschiedlicher Länge durch das Hirzer Gebiet. Fünf kleinere Hütten bieten typisch Südtiroler Speisen. Zwei Naturrodelbahnen sorgen für schnelle Abfahrten.
Tallner Winter, Schneeschuhverleih: 5 Euro pro Tag. Die Schneeschuhe können an verschiedenen Stationen geliehen und zurückgegeben werden.
www.tallnerwinter.it

Reiseführer

Eine gute Einstimmung bietet das Reisetaschenbuch Südtirol. 10 Entdeckertouren und Lieblingsplätze der Autoren geben abwechslungsreiche Anregungen für eigene Touren.
Dumont Reisetaschenbuch Südtirol
Auflage von Anfang 2011