Eine Mehrtageswanderung durch die Voralpen ist für Einsteiger und Fortgeschrittene geeignet. Die „Wandertrilogie Allgäu“ hält dafür eine Vielzahl an Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden bereit.

Jahrhundertelang hatte das Wasser hier den Modelliermeister gespielt. Unzählige Auswaschungen und Strudeltöpfe zeigen sich im glasklaren Bach, links und rechts ragen steile Klippen aus grobem Nagelfluhgestein hinauf. In der Hausbachklamm ist es an diesem sonnigen Tag angenehm kühl. Der Wind rauscht in den Blättern der Bäume, hier und da plätschern Stromschnellen und kleine Wasserfälle. Zwei Wanderer mit gut bepackten Rucksäcken sind auf der Wasserläufer-Route durch das Allgäu unterwegs und folgen dem kleinen Fluss über schmale Pfade, Treppen und Stege.

Die eigenartigen Felsformationen am Wegesrand sind ein Foto wert. Es sieht so aus, als hätte jemand Nägel derart tief in den Felsen geschlagen, so dass nur noch deren Köpfe herausschauen. „Herrgottsbeton nennen Einheimische das Gestein, da man sich früher dieses Phänomen nicht erklären konnte“, hatte ein Naturparkranger am Vortag erklärt. „In Wirklichkeit wurden jedoch abgelagerte Flusskiesel im Laufe von Jahrmillionen durch hohen Druck miteinander verklebt.“ Nach dem kurzen Fotostopp überqueren die beiden Wanderer den Bach und machen sich auf die letzten Kilometer zum heutigen Etappenziel in Weiler im Allgäu.

Vielfältige Wandermöglichkeiten im Allgäu

Die Routen der „Wandertrilogie Allgäu“ führen auf insgesamt 54 Etappen durch die verschiedenen Landschaften der Region. Während die Wiesengänger-Route über leichte Wege das Hügelland im Norden durchquert, absolvieren sportliche Ausflügler auf den Himmelsstürmer-Etappen viele Höhenmeter in alpinem Gelände. Für Einsteiger mit normaler Kondition und Genusswanderer ist die Wasserläufer-Route in der Voralpenlandschaft die richtige Wahl. Über 400 Kilometer folgt die Tour den Wegen des Wassers entlang von Bächen und Seen von Scheidegg im Westen bis Halblech im Osten. Für ein verlängertes Wochenende bieten sich einzelne Etappen an, landschaftlich besonders vielseitig zeigt sich das westliche Allgäu im sogenannten „Wasserreich“ zwischen Oberreute und Lindenberg. Hier haben Gletscher und Schmelzwasser ihre Spuren in Form von tiefen Schluchten, schroffen Klammen und beeindruckenden Wasserfällen hinterlassen. Auf den Wasserläufer-Etappen 16 bis 18 locken zudem Kulturerlebnisse auf alten Schmugglerpfaden und im Hutmuseum Lindenberg.

Die Durchquerung der Hausbachklamm ist das Highlight am Ende der Etappe 16 zwischen Oberreute und Weiler-Simmerberg. Vom Startpunkt aus erklimmen die Mehrtageswanderer zunächst die Martinshöhe und blicken vom Gipfelkreuz über die hügelige Voralpenlandschaft. Über alte Grenzerpfade geht es mit einem kurzen Abstecher nach Österreich zum Quellgebiet des Hausbachs, dem idyllischen Hochmoor „Wildrosenmoos“.

Am Etappenziel in Weiler kehren die Ausflügler im Gasthof der Post Brauerei ein, hier wird bereits seit 1650 Bier nach bayerischem Reinheitsgebot gebraut. „Ihr müsst unbedingt unser Bier-Eis probieren“, hatte der Wirt empfohlen. „Das passt auch nach den Allgäuer Kässpatzen noch.“

Zwischen Skywalk und Wasserfällen

Gut gestärkt folgen die Wanderer am nächsten Tag erneut dem Wasser. Entlang von Mühlbach und Eyenbach erreichen sie die Rothach, durchqueren das Dorf Scheffau und spazieren zum Skywalk Allgäu. Viele Urlauber genießen an diesem sonnigen Tag die Fernsicht vom Baumwipfelpfad aus, Kinder vergnügen sich auf dem Waldspielplatz. Die Wanderer lassen den Erlebnispark jedoch links liegen und beenden die 17-Kilometer-Etappe auf der Panoramaterrasse des „Fünfländerblick“ in Scheidegg.

Am letzten Tag der dreitägigen Wanderung dreht sich erneut alles um die Gewässer des westlichen Allgäu. Bereits kurz nach dem Start laden die Scheidegger Wasserfälle zum Fotostopp, hier stürzt das erfrischende Nass des Rickenbachs mit viel Getöse über zwei mächtige Stufen in die Tiefe. 22 und 18 Meter sind die beiden Wasserfälle hoch, die durch einen Wechsel von harten Gesteinsschichten aus Nagelfluh und weichem Mergel entstanden.

Nach einem kurzen Rundgang auf dem Geo-Erlebnispfad spazieren die Wanderer über blumenreiche Almwiesen zu typisch Allgäuer Höfen und erreichen gegen Mittag den Waldsee von Lindenberg. Das Hutmuseum im Ort, das von der Geschichte des „Klein-Paris“ der Hutmode im Allgäu erzählt, muss noch warten. Und so stürzen sich die Wanderer am Ende ihrer Wasserläufer-Etappe mutig in das 17 Grad kalte, aber angenehm weiche Moorwasser.

Weitere Informationen:

Informationen zur Regionen gibt es bei der Allgäu GmbH unter www.allgaeu.de.

Ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen auf der Wasserläufer-Route ist das Naturresort Haubers in Oberstaufen. Start- und Zielpunkte der Etappen lassen sich mit Bahn oder Bus erreichen.

Sehenswertes:

Einen interessanten Einblick in die Geschichte der Hüte und der Hutindustrie im Allgäu bietet das Hutmuseum in Lindenberg.

Mit einem bis zu 40 m hohen Baumwipfelpfad, einem Abenteuerspielplatz samt Streichelzoo und Walderlebnispfaden ist der Skywalk Allgäu ein beliebtes Ziel für Familien.

Restaurants:

Gasthof und Brauerei Zur Post in Weiler im Allgäu: Bereits vor 170 Jahren wurde hier Post-Bier gebraut und ausgeschenkt, heute gibt es Allgäuer Gerichte, verschiedene Bierspezialitäten und Biereis im gemütlichen Braustüble oder im Biergarten. www.postinweiler.de

Restaurant Fünfländerblick in Scheidegg: Bei gutem Wetter auf der Sonnenterrasse bayerische Gerichte mit Blick über Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und die Schweiz serviert. https://fünfländerblick.de

Reiseführer:

DuMont Reise-Taschenbuch Allgäu

Der praktische Reisebegleiter mit Tourenvorschlägen für aktive Ausflüge, außergewöhnlichen Lieblingsorten, Reportagen, Autorentipps und Übersichtskarte von Reisejournalistin Elke Homburg. www.dumontreise.de

Baedeker Allgäu

Vielfältige Tipps von A bis Z für Naturgenießer, Kunstfreunde und Outdoor-Sportler hält der neue Baedeker Allgäu bereit. Dazu gibt es Hintergrund-Kapitel mit Wissenswertem, Tourenvorschläge, spannende Infografiken und Genuss-Empfehlungen. www.baedeker.com